Kirchen an der Geba

Wir alle werden vor dem Richterstuhl Jesu Christi erscheinen. 

          2 Korinther 5,10


Willkommen auf Pfarrer Sebastian Wohlfarths Webseite für die Rhön-Kirchdörfer

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Sonntagsgedanken

Totensonntag 2024


Matthäus 25,1-13

Das Himmelreich gleicht zehn Brautjungfern, deren Freundin Hochzeit hielt. 

Die Mädchen wollten mit ihren Lampen den von auswärts eintreffenden Bräutigam begrüßen.

Fünf von ihnen waren töricht, fünf waren klug.

Die Törichten hatten kein Öl mitgenommen - die Klugen sehr wohl.


Der Bräutigam ließ lange auf sich warten, und alle wurden müde und schliefen ein.

Um Mitternacht jedoch wurde laut gerufen: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!

Die Mädchen wachten auf, sie machten ihre Lampen zurecht, und die Törichten baten die Klugen:

Gebt uns etwas Öl, unsere Lampen verlöschen!

Da antworteten die Klugen: Nein, denn dann würde es für uns und euch nicht reichen. Geht und kauft welches!


Doch in dieser Zeit traf der Bräutigam ein, und die vorbereitet waren,

begleiteten ihn in den Festsaal, und die Tür wurde geschlossen.

Später kamen auch die anderen Mädchen und riefen: Herr, tu uns auf!

Doch der Bräutigam antwortete: Wer seid ihr? Ich kenne euch nicht.


Und Jesus endete: Seid also wach! Denn ihr wißt weder Tag noch Stunde. 

--


Zu Allerseelen brennen in katholischen Gegenden - und zum Totensonntag mittlerweile auch anderswo - überall auf den Gräbern Lichter in der Dunkelheit: Seelenlichter, Lebenslichter; Zeichen, dass der liebe Verstorbene in unseren Herzen weiterlebt und nicht vergessen ist. Doch vor allem bezeugen diese Lichter: 

Tote und Lebende - wir alle sind für ein großes Licht bestimmt! 

Wir sind für das Licht des Lebens bestimmt! 


Jesus spricht:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern wird das Licht des Lebens sehen.


Wer aufbricht, um dem Herrn nachzufolgen, um dessen Weg mitzugehen, wird das Licht des Lebens sehen. 

Der Aufbruch geschieht in diesem Leben, an diesem Tag - immer wieder. 

Er steht am Beginn eines Weges durch die Welt - eines Weges, der manchmal sehr dunkel oder neblig sein kann, 

so wie der Weg der zehn Brautjungfern durch die Nacht. 


Aber so wie der Bräutigam ihnen entgegenkommt, so kommt Christus auch uns entgegen -

durch die Nacht, durch die Trauer, durch die Ungewißheit. 

Er kommt denen entgegen, die auf seine Gegenwart in irgendeiner Weise hoffen, die das göttliche Lebenslicht in ihren Herzen bewahren und nähren. Er kommt denen entgegen, die warten - die wach und bereit sind. 


Seid wach!  sagt Jesus. Ihr wisst weder Tag noch Stunde. 

Heute ist Totensonntag. Wir gedenken all der uns wichtigen Menschen, die gestorben sind, die vor uns in die Ewigkeit gerufen wurden. 

Dieser Sonntag heißt auch Ewigkeitssonntag, denn wir sind aufgerufen, unser Dasein vor Gott, angesichts des Todes und der Ewigkeit zu bedenken. 


Sind wir wach? Sind wir bereit für die Stunde, in der unser ganzes Dasein einmal zusammengefasst wird, um in einer Dimension von Vollkommenheit und Sinn aufzugehen, wie wir es uns hier nicht vorstellen können? Sind wir bereit, unsere Bestimmung ernst zu nehmen? Sind wir bereit, mit unserem kleinen Seelenlicht, unserem Seelenfünklein, wie Meister Eckhart sagt, dem Licht des Lebens entgegenzugehen, soweit es uns hier auf Erden schon gegeben ist?


Alles ist Gnade, auch das Entgegengehen-Können. Aber nehmen wir diese Gnade auch an? Haben wir genug Öl in unseren Lämpchen? Glimmen die Herzen noch? Leuchten sie, wenn der Bräutigam sich naht? Er soll ja nicht an uns vorübergehen. 

Er soll uns bemerken. Er soll mitbekommen, dass wir, wenn es an der Zeit ist, bereit sind, mit einzuziehen in den Lichtersaal, in dem unsere Verstorbenen, so hoffen wir (mehr als hoffen können wir nicht, aber das können wir), bereits gut aufgehoben sind. Er soll sehen, dass wir vorbereitet sind, dass unsere Lichter brennen.


Das alles sind ernste Fragen. Denn diese Fragen nehmen uns als Menschen ernst. 

Sie trauen uns zu, jedem nach seiner persönlichen Beschaffenheit, dass wir wenigstens versuchen, uns über die Grundlagen und Prioritäten unseres Lebens klar zu werden, immer wieder - Zehn Gebote, Bergpredigt, Samaritergeschichte, Vaterunser …

Was ist wichtig? Was ist gut? Was erwartet und erhofft Gott von mir? 

Immerhin hat er mich mit ganz bestimmten, einzigartigen Voraussetzungen und Begabungen ausgestattet (auch wenn es mir selbst gar nicht unbedingt so vorkommen sollte). Und diese Voraussetzungen und Begabungen sollte ich nicht wegschließen. 

Gott hält viel von uns. Wir sind zu seinem Bilde geschaffen, heißt es in der Schöpfungsgeschichte. Diesem Anspruch können wir nie ganz entsprechen, weil wir in dieser Welt immer auch Sünder sind - und Bettler, das ist wahr, so hat Martin Luther auf dem Sterbebett gesagt ... Und dennoch sind wir für die Ewigkeit bestimmt. 

Für eine Ewigkeit, die uns entgegenkommt, weil sie in diesem Leben, so unsicher und traurig es manchmal auch sein mag, schon Wohnung in uns nehmen will. 


Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr über Tote und Lebende zu sein, schreibt der Apostel Paulus.

Seien wir bereit für das Licht des Lebens, das den Tod überwindet. Bewahren und nähren wir unser Seelenfünklein - am Totensonntag, am Ewigkeitssonntag - an jedem Tag, der uns in dieser Welt manchmal auferlegt, vor allem aber geschenkt und anvertraut ist.

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