Kirchen an der Geba

Wie sehr Gott uns liebt, zeigt er darin, daß Christus für uns Sünder gestorben ist.

           Römer 5,8

Willkommen auf Pfarrer Sebastian Wohlfarths Webseite für die Rhön-Kirchdörfer

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Sonntagsgedanken

Winter 2025


Markus 4,35-41

Jesus predigte am See Genezareth, und abends sagte er zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andre Ufer fahren!

Doch draußen kam ein großer Wind auf, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß es voller Wasser lief.

Jesus schlief hinten im Boot auf einem Kissen, sie weckten ihn auf: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen? Und Jesus stand auf und bedrohte den Wind und sprach zum Wasser: Schweig! Verstumme!

Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

Jesus fragte: Warum seid ihr so ängstlich? Habt ihr noch keinen Glauben?

Und die Jünger meinten voller Furcht zueinander: Wer ist dieser, daß Wind und Meer ihm gehorchen ...?


Immer mit der Ruhe! Ein sehr vernünftiger Rat, wenn er nicht nur die eigene Trägheit oder Ratlosigkeit überspielen soll wie damals das Orchester auf der Titanic. Ruhe bewahren, wenn das Auto auf der Straße stehenbleibt, wenn der Sitznachbar wegen Kreislauf kollabiert, wenn man nachts in der Großstadt ein Messer vor die Nase gehalten bekommt …


Bei Konfirmandenfahrten gibt es in der Herberge manchmal eine Einweisung, da wird auch die Alarmanlage erklärt, und auf der Anleitungstafel steht: Ruhe bewahren! Remain calm! Und man hofft, daß man sich im Ernstfall auch daran hält (und vor allem, daß der Ernstfall gar nicht erst kommt) …


Denn das ist ja nicht immer so einfach, wenn alles drunter und drüber geht im kleinen Zimmer oder in der großen Welt, wenn alles zu kippen scheint, wenn ein Abgrund sich auftut - dann einigermaßen schwindelfrei zu bleiben, das möchte man erstmal bringen.

Es kommt ja vor, und jedem fällt vielleicht ein passendes Erlebnis ein, daß einem noch schwindlig wird, wenn alles gut gegangen ist, und man erst im Nachhinein wirklich realisiert, daß es auch anders hätte gehen können.

 

So wie im Fall des zu tragischer Berühmtheit gelangten Bodensee-Reiters:

Da recket die Magd die Arm’ in die Höh - „Herr Gott! so rittest du über den See:

In den Schlund, an die Tiefe bodenlos, hat gepocht des rasenden Hufes Stoß! ...

Der Reiter erstarret auf seinem Pferd, er hat nur das erste Wort gehört …

Da seufzt er, da sinkt er vom Roß herab, da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.


So ist es den Jesus-Jüngern auf dem See Genezareth nicht ergangen. Sie wußten, daß sie im Boot auf dem See waren - und was haben denn Petrus oder Johannes zuvor als Fischer getan Tag für Tag, Jahr für Jahr? Im Boot auf dem See haben sie bei Wind und Wellen die Netze ausgeworfen und Fische gefangen - sogar nachts und gerade dann, weil die Fische nachts eher nach oben kommen! 

Eine vertraute Situation also, diese Windwirbel und Wellen auf dem See, eigentlich…


Denn auf einmal findet man sich jenseits des vertrauten Erfahrungsbereichs wieder. 

Jenseits der körperlichen und seelischen Kraftreserven. Kontrollverlust, alle Signale blinken rot oder erlöschen …

Ruhe bewahren, ja wenn das dann so einfach wäre … 

Denn dann kommt auch der beste Pilot oder Arzt oder Seemann an seine Grenzen.

Dann kommen auch altgediente Fischersleute an ihre Grenzen, und sie fragen nicht ängstlich-naiv, sondern als Profis, im vollen Bewusstsein der Gefahr: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?

Sie fragen den Amateur, der hinten auf einem Kissen schläft, der die Ruhe weg hat, der naiv genug ist, die Ruhe wegzuhaben, wenn alles den Bach bzw den See runtergeht.


Naiv genug - oder souverän genug.

Es ist Gott, der dann spricht: Schweig! Verstumme! - Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

Wind und Meer gehorchen dem Willen des Herrn. Ohne ihn wären Wind und Meer gar nicht da. Ohne ihn wäre gar nichts da.

Und man fragt sich, warum Christus nicht viel öfter von seiner Macht Gebrauch macht.

Warum nur mal hier, bei einem Unwetter, mal da, bei einem Blinden oder Gelähmten? Als kurzes Aufleuchten in der Dunkelheit? 

Warum leuchtet er nicht immer? Dann wäre die Welt doch viel besser, viel erlöster! 

Dann wäre sie das Himmelreich, und wir wären den Engeln gleich. 


Aber so weit sind wir noch nicht. Als die Menschen, dir wir in diesem Leben sind, könnten wir im Himmel nicht sein.

Wir würden es gar nicht aushalten dort in all dem Licht oder wie wir es beschreiben wollen, obwohl wir es nicht beschreiben können. 

Schon die paar Lichtfunken, die Jesus damals hat sichtbar werden lassen, brachten die Menschen, auch die Jünger, aus der Ruhe und an die Grenzen ihrer Fassungskraft. Diese Lichtfunken - wie etwa die Sturmstillung - haben kurz deutlich gemacht, was es mit dem Reich Gottes auf sich hat. Was unsere Bestimmung ist. Was das Ziel unseres Weges sein kann.


Diese Lichtfunken sind Zeichen am Weg. Wer sie beherzigt, bleibt von Gefahren und Katastrophen trotzdem nicht verschont.

 Jesus und die Jünger blieben davon auch nicht verschont. Doch er bekommt neue Kraft für seinen Lauf, und sein Weg wird zu einem guten Ziel führen, auch durch Wind und Wellen hindurch.


Der Schriftsteller Ernst Jünger hat im Zweiten Weltkrieg in sein Tagebuch notiert: 

In Lagen, gegenüber denen die Klügsten versagen und die Mutigsten auf einen Ausweg (eine Ausflucht) sinnen, sieht man zuweilen einen mit Ruhe das Rechte raten, das Gute tun. Man kann sich darauf verlassen, daß das ein Mensch ist, der betet ...

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